Redebeitrag zum 11.2.24: Die Menschenkette als integraler Bestandteil
des Opfermythos
Alle Jahre wieder... Jedes Jahr begegnet uns das Rumgeopfere des
deutschen - besonders des Dresdner Opfermythos anlässlich des 13
Februars. Die Bombadierung Dresdens im 2. Weltkrieg wird seit je her
zur Instrumentaliserung vermeintlicher Opfer des Krieges Genutzt,
dieser Geschichtsrevisionismus, die Umdeutung von Tätern und Opfern
zeigt sich immer wieder in Unterschiedlichen Facetten und
wiederkehrenden Narrativen. Der aus der NS-Propaganda übernommene
Mythos, Dresden sei eine unschuldige Kunst- und Kultur-Stadt, dient
zur Instrumentalisierung vermeintlicher deutschen Opfer. Auch die
Stadt Dresden selbst versucht durch Mythenkonstruktion und abstrakte
Kontextualisierung die Bombardierung Dresden historisch als
Vergeltungsakt für die Taten des Nationalsozialismus darzustellen.
Durch die hier stattfindende Ausblendung der politischen und
Militärischen Bedeutung wird Dresden durch eine vermeintliche
Unschuld als einzigartig stilisiert. Damit wird im gleichen Atemzug
die Bombardierung Dresdens mit anderen kriegerischen Handlungen in
eine Linie gesetzt.
Auch die Menschenkette reiht sich hier als Integraler Bestandteil
des Opfermythos ein, als vermeintlich neutraler Akt des Gedenkens
wurde sie als Zeichen gegen jene die den Tag missbrauchen, gemeint
waren Neonazis und gegen jene die ihn instrumentalisieren, gemeint
waren Linke die eine fundamentale Gedenkkritik formulieren wollten,
ausgerufen. Die Menschenkette war als Symbol für Gedenken, Mahnung
und Widerstand in einem Gedacht. Die Menschenkette als Politisches
Ergebnis der Stadt Dresden bedient sich als neutrales Symbol des
Friedens der eben genannten Mechanismen und Narrative, auch
blockiert sie durch ihre vermeintliche Neutralität eine ernsthafte
Auseinandersetzung mit einer Fundamentalen Gedenkkritik. Durch die
hier stattfindende Moralisierung, Entkontextualisierung und
Universalisierung wird aktiv eine Verallgemeinerung von Leid,
Schuld, Opfern und Tätern betrieben und die Verbrechen der deutschen
im Nationalsozialismus relativiert. Jenes integiert sich in den
Deutschen Opferdiskurs als ein weiteres Historisches Kapitel wie
jedes andere auch und reiht sich damit in eine sogenannte "Neue
Selbstkritische Gedenkkultur" Deutschlands ein.
Diese neue "selbstkritische" Darstellung der deutschen Geschichte in
Dresden tritt dabei in drei Rollen auf: als Scharnier, so soll
Dresden als "deutsche Stadt" mit Geschichte bis in 10. Jahrhundert
die Kontinuität einer vermeintlich Deutschen Geschichte aufzeigen.
Dresden als Symbol des "deutschen Wesens" in dem Kunst, Kultur,
Wissenschaft als"Deutsche" Leistungen Erbracht wurden. Und als
Sichtschutz, durch die Gleichsetzung der Bombardierung als
vermeintliches Kriegsverbrechen mit der Shoa, nicht nur das die
damit einhergehende ideologischen Entkontextualisierung und
Reduktion der Shoa als reines Kriegsverbrechen in der gängigen
Dresdner Geschichtserzählung ebenfalls eine Relativierung darstellt,
findet hier auch eine inhärente Gleichsetzung statt.Jener
Sichtschutz tritt in der modernisierten Form als
Balancegleichgewicht auf und zeigt Dresden als eine Inszenierung des
totalitären Schrecken des 20. Jh neben den Orten der deutschen
Vernichtungslager. Dies trägt zur Bildung eines neuen deutschen
Geschichtsbewusstsein und neuen Deutschen Selbstbewusstsein bei. So
kann man sich auch wieder ganz einfach mit gutem Gewissen in die
"tausend Jahre alte stolze Nationsgeschichte Deutschlands"
einreihen. Jenes zeigt das auch die Menschenkette auch teil des
deutschen Rumgeopfere und damit teil des Problems ist. Dieses
Wochenende sind wir hier, um wie jedes Jahr gegen den
Neonaziaufmarsch,wie auch gegen die National-bürgerliche
Befriedigung des Gedenktheaters in Form der Menschenkette auf die
Straße zu gehen. Für uns ist klar: Geschichtsrevisionismus
Angreifen! Opfermythos beenden! Gedenken Abschaffen!