Schon lange versucht die Türkei durch Luft- und Drohnenangriffe die
kurdischen Gebiete zu zermürben. Nun hat sie eine neue
Militäroffensive gestartet, die sich gegen die südkurdischen,
weitgehend von der PKK kontrollierten Gebiete Zap, Metîna, Avaşîn
und seit einigen Tagen auch gegen das nordkurdische Kobanê richtet.
Die Intensität der Angriffe nimmt dabei immer weiter zu: Bei der
jetzigen Invasion kamen auch Bodentruppen zum Einsatz. Auf ein einziges Ziel lassen sich die türkischen Angriffe auf
Kurdistan nicht zurückführen. Die tief verwurzelte Feindschaft
gegenüber Kurd*innen, die Errungenschaften der Revolution in der
autonomen Region Rojava und die Bestrebung der Türkei, syrisches und
irakisches Staatsgebiet zu dem ihrigen zu erklären, sind jedoch wohl
die zentralen Motive. Dazu kommt, dass Militäroffensiven dem
türkischen Staat die Möglichkeit bieten, die im Land vorherrschenden
starken Klassenwidersprüche zu überdecken. Indem der Bevölkerung ein
neoosmanisches Nationalbewusstsein und rassistischer Hass auf
Kurd*innen beigebracht vermittelt wird, kann von der
wirtschaftlichen und innenpolitischen Krise abgelenkt und der
Einfluss der kurdischen Bewegung abgeschwächt werden. Denn antiimperialistische, antikapitalistische Bestrebungen, wie
sie die PKK beispielsweise vertritt, stehen denen der Türkei
diametral gegenüber. So handelt es sich bei Rojava um ein autonomes,
demokratisch-konföderalistisches Projekt, das sich die letzten Jahre
kontinuierlich aufgebaut hat und mittlerweile ein Bezugspunkt für
viele Revolutionär*innen auf der ganzen Welt ist. Rojava zeigt, dass
militärischer Kampf und die damit einhergehende Revolution unter den
aktuellen Herrschaftsverhältnissen möglich sind und der Kampf für
Frauenbefreiung einer der zentralen Kämpfe zu sein hat. Dass dies nicht nur ein Dorn im Auge des autoritär, nationalistisch
und damit faschistisch geprägten türkischen Staates ist, der
natürlich die Interessen des Kapitals vertritt, zeigt sich bei der
Unterstützung durch westliche Industriestaaten wie der BRD.
Innenpolitisch kann es sich die deutsche Regierung nicht leisten,
die völkerrechtswidrigen Invasionen der Türkei gutzuheißen und
verurteilt diese daher formal. Die Ausrüstungs- und
Waffenlieferungen, die Deutschland über die letzten Jahre hinweg an
den NATO-Partner getätigt hat, zeugen vom eigentlichen Gegenteil.
Dazu kommt die Repression gegenüber der kurdischen Bewegung, die
auch in der BRD Tradition hat. Die vor etwa 30 Jahren beschlossene
Einstufung der PKK als terroristisch gilt auch noch heute, ebenso
werden hierzulande Personen, die eine ideologische Nähe zu dem, was
von den deutschen Behörden als PKK angesehen wird, äußern,
kriminalisiert. Viele Male kam es in diesem Kontext etwa zu
Gerichtsverfahren, Razzien, Festnahmen und Abschiebedrohungen. Damit
steht die Bundesregierung in Europa tatsächlich größtenteils allein
da. Umso wichtiger ist es für uns, uns mit der kurdischen Bewegung in
Deutschland sowie auch in Kurdistan zu solidarisieren und sie zu
unterstützen, sei es, indem wir uns mit ihrer Geschichte und ihren
Errungenschaften auseinandersetzen oder indem wir an direkten
Aktionen wie Demonstrationen teilnehmen. Ebenfalls bedeutet dies für
uns, Gegenmacht aufzubauen und eine Bewegung zu organisieren, die
den internationalen Klassenkampf auf nationaler Ebene führt und den
deutschen Imperialismus angreift. Der Kampf der kurdischen Bewegung
ist auch ein Teil unseres Kampfes gegen den Kapitalismus und für
Befreiung. Verteidigen wir die Revolution in Rojava!