„Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden" – kaum ein
Zitat von Rosa Luxemburg ist so bekannt und wird so oft falsch
verstanden wie dieses. Sozialdemokrat*innen beziehen sich gerne auf Rosa, indem sie sie
als Verteidigerin der bürgerlichen Demokratie darstellen. Doch
allein ein kurzer Blick auf ihr Leben dürfte zeigen, wie falsch
diese Interpretation ist. 1871 wurde Rosa Luxemburg in eine jüdisch-polnische Familie geboren
und kam schon früh in Kontakt mit dem Marxismus. Bereits in der PPS
(Polnische Sozialistische Partei), in der sie zeitweise Mitglied
war, übte Rosa gemeinsam mit anderen Sozialist*innen gemeinsam
Kritik, ebenso vertrat sie in der SPD, der sie nach ihrem Umzug nach
Deutschland beitrat, vehement ihre Standpunkte. Ihre zentralen Forderungen waren stets ein konsequenter
Internationalismus und ein Festhalten am Ziel der Revolution statt
Reformismus, aufgrund der Notwendigkeit der Überwindung des
Kapitalismus. Auch an den Bolschewiki übte Rosa Luxemburg Kritik, so in ihrem
Manuskript „Zur russischen Revolution“, aus dem das oben genannte
Zitat stammt. Dies zeigt deutlich: Nicht die bürgerliche Demokratie verteidigt
Rosa, ihre geht es um die Art der Ausgestaltung der Demokratie im
Sozialismus. Sie forderte das stärkere Miteinbeziehen der
proletarischen Bevölkerung in die Politik und, in ihren eigenen
Worten: „Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für
Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist
keine Freiheit“. Abgesehen davon handelt es sich bei dem zu Beginn
zitierten Satz lediglich um eine Randnotiz, die keinesfalls die
zentrale Aussage des Manuskripts darstellt. Nicht zu vergessen ist,
dass Rosa in ihren Ausführungen auch ausdrücklich die russische
Revolution und die Erfolge der Bolschewiki gutheißt, ihre Kritik
also eine solidarische ist. Darüber hinaus sollte man Rosas Rolle im antimilitaristischen und
antikolonialen Kampf nicht außer Acht lassen: Schon frühzeitig
setzte sie sich gegen eine Finanzierung des Krieges und für die
Unterstützung von Arbeiter*innenstreiks ein, fand jedoch keinen
Rückhalt in der SPD. Infolge der Niederschlagung des
Spartakusaufstandes 1919 musste Rosa letztlich untertauchen und
wurde, wie auch Karl Liebknecht, am 15. Januar 1919 von rechten
Freikorps unter Beihilfe der SPD ermordet. Durch ihre konsequent marxistische, internationalistische Haltung
ist Rosa Luxemburgs Denken und Handeln heute nicht weniger relevant
als vor gut 100 Jahren. Aus ihren Texten können wir viel lernen, was
uns auf dem Weg zum Sozialismus helfen wird. Also lest
Luxemburg!