Redebeitrag zum 8. März 2024 Männlichkeit, Nation und
Antifeminismus
Die Nation selbst ist ein patriarchales Konstrukt - weshalb sie
inhärent antifeministisch ist. Die Idee der Nation basiert auf
Annahme der Zweigeschlechtlichkeit, sie ist auf die Existenz der
zwei Geschlechter "Mann" und "Frau" angewiesen. Historisch hat sich
die Nation zu einem Männerbund entwickelt: Wahlrecht und Wehrdienst
- also die Verteidigung und Gestaltungsmöglichkeit der Nation -
waren zunächst Männern vorbehalten.
In der Entwicklung der Nation und der Einrichtung der Bürgerlichen
Gesellschaft hat sich eine Geschlechterordnung etabliert, die eine
Dichotomie der Geschlechter manifestierte und auf dieser basiert.
Diese teilt sich in zwei Sphären: Die männliche, aufgewertete
Sphäre, zu der Staat, Politik, Öffentlichkeit, das Rationale und der
Krieg gehören. Und die weibliche, abgewertete Sphäre, zu der
Familie, Privates, Gefühlswelt und (friedliche) Heimat gehören. Die
Sphären schlagen sich auch in ökomischen Verhältnissen nieder: Durch
die Entstehung der produktiven und reproduktiven Sphäre hat sich
auch hier eine patriarchale Ordnung festgelegt.Die hier entstehende
Geschlechterdifferenz institutionalisierte sich als eines der
wesentlichen hierarchischen Strukturprinzipien moderner
Gesellschaft. In der Nation wirkt sie sowohl als ideologische
Herrschaftslegitimation als auch in der ökonomischen Sphäre. Zwar
sind Frauen in vielen Ländern im liberalen Sinne kein
gleichberechtigter Teil der ethnisch-definierten Nation - sie sind
aber trotzdem aufgrund ihrer Gebährfähigkeit unabdingbar. Als
Abstammungskollektiv benötigt die Nation gebährfähige und -willige
Frauen, um weitere Mitglieder zu erschaffen. Frauen sind deshalb als
"Gebährmaschinen" zur Reproduktion der imaginierten
ethnisch-definierten Volksgemeinschaft notwendig.Aber nicht nur die
biologische Reproduktion - also das Kinderkriegen - ist ihre
Aufgabe: In der Kindererziehung soll der Gehalt der Kulturnation
vorangetrieben werden. Als Kulturträger*innen geben Frauen nationale
Tradtionen, Mythen, Bräuche und die Sprache weiter. Feministische
Bestrebungen, die Anerkennung von queeren Idententitäten und
emanzipierten Frauenbildern fordern, stehen konträr zur
traditionellen Familie, der Keimzelle der Nation. Der Antifeminismus
ist deshalb eine Notwendigkeit für die Bewahrung der Nation als
vermeintlich "natürlichen Ordnung". Deshalb richten sich rechte
Bewegungen gegen alles, was nicht in die heteronormative,
dichotomische Praxis passt. Hier gibt es eine ideologische
Gemeinsamkeit zwischen Antisemitismus und Nationalismus: Das
"homogene jüdische Kollektiv" wird als Antithese zur
Wir-Konstruktion der Nation gesehen. Das Feindbild "der Juden" sieht
sie nicht als außenstehender Feind der Nation, sondern als das
"innere Andere". Deshalb wird sowohl emanzipierten Frauen als auch
Jüdinnen und Juden vorgeworfen, die vermeintlich natürliche Ordnung
der Nation in Frage zu stellen. Die Nation kann nicht
geschlechtsneutral definiert werden. Sie basiert sowohl ideologisch
wie in der ökonomischen Sphäre auf einer patriarchalen
Arbeitsteilung. Antifeminismus und Antisemitismus sind in der Nation
als Verteidigung der natürlichen Ordnung inhärent. Das zeigt:
Feministische Perspektiven funktionieren nur jenseits von Staat,
Nation und Kapital - für den Kommunismus!